Robert Naumann


Chaussee der Enthusiasten

Mittwoch, 29. Februar 2012

Geschmacklich bin ich jetzt wahrscheinlich das Äquivalent zu einer Kobe-Kuh

Habe neulich auf so einer Körperfettwaage gestanden und war mir ziemlich sicher, dass mein Körperfettanteil zu klein ist, um überhaupt gemessen, geschweige denn angezeigt zu werden. Um so größer natürlich der Schock, dass die Wölbungen an Bauch und Hüften nicht, wie ich angenommen hatte, auf eine besonders ausgeprägte Bauch- und Hüftmuskulatur zurückzuführen sind, sondern offenbar aus reinem Fett bestehen. Und nicht nur an Bauch und Hüften - fast ein Drittel meines Körpers besteht laut der Waage aus Fett. Ich glaube, das ist nicht gesund.
Wahrscheinlich wären die Steaks, die man aus mir schneiden würde, wunderbar marmoriert und aromatisch, Fett ist schließlich ein Geschmacksträger, aber irgendwie tröstet mich das nicht so richtig.
Ich werde mal testen, wie schnell ich durch den Verzicht auf so wunderbare Sachen wie in Tonnen von Butterschmalz gebratene Bratkartoffeln meinen Körperfettanteil wieder auf einen akzeptablen Wert von, sagen wir zwanzig Prozent reduzieren kann.
Es wird mir schwerfallen. Für alle diejenigen, die das umgekehrte Problem haben und dringend ihren Körperfettanteil erhöhen müssen, hier mein Rezept für knusprige Bratkartoffeln:
Durchwachsenen Speck in einer Pfanne auslassen, etwas Butterschmalz und kleingeschnittene Zwiebeln dazugeben und alles leicht anrösten. Speck und Zwiebeln wieder raus aus der Pfanne, und nun ein gutes Stück Butterschmalz in die Pfanne und in Scheiben geschnittene (3-5 mm) rohe Kartoffeln. Die Kartoffelscheiben müssen vorher mit einem Küchentuch gut abgetupft werden. Nun bei mittlerer Hitze schön braten und wenn sie von unten goldbraun und knusprig sind, wenden und weiterbraten. Zum Schluß salzen und pfeffern und die Speck-Zwiebelmischung wieder dazugeben. Für die an Körperfettmangel leidenden: dazu am besten ein großes Stück Leberkäse und ein, besser zwei in viel Butter gebratene Spiegeleier und alles möglichst gierig in sich hineinschaufelnd vor dem Fernseher sitzend verdrücken.



Mittwoch, 22. Februar 2012

Ich habe noch nie von Gott geträumt und bin mir nicht sicher, ob das letzte Nacht das erste Mal war

Traumdeuter aufgepaßt:

Ich träumte, dass ich mein nächstes Buch zusammen mit Stefan Niggemeier schreiben würde. Er wollte mir unbedingt was zeigen, und zu diesem Zweck mussten wir an einem Lianengestrüpp hochklettern. Der Aufstieg dauerte mehrere Stunden und war der absolute Horror (ich habe Höhenangst), irgendwann zogen wir uns über den Rand von irgendwas (Berg?), ließen uns erschöpft auf eine Wiese fallen und sahen eine ganze Weile schweigend in den unglaublichen Sternenhimmel.
Da war ein solches Gewimmel von Sternen, kleine, große, geometrische Formationen, manche bewegten sich oder pulsierten. Niggemeier erklärte mir das so, dass wir ja jetzt durch unseren Aufstieg viel näher dran wären an den Sternen und den Himmel nun so sehen würden, wie er wirklich aussieht.
Schließlich standen wir auf und gingen in einen kleinen Laden, der da direkt am Abgrund stand und kauften uns ein Erfrischungsgetränk von einer Frau, die wie eine Hexe aussah. Wir gingen weiter und kamen zum Anwesen eines mir Unbekannten, der uns freundlich begrüßte, um uns dann in sein privates Amphitheater zu führen, wo er uns an einem Pult demonstrierte, wie er die in der Arena befindlichen Requisiten ferngesteuert bedienen konnte. Wir durften auch mal ans Pult, aber bei mir funktionierte es schlecht, die Requisiten knallten aneinander und gingen teilweise kaputt. Der Unbekannte zuckte nur mit den Schultern und meinte, wir müssten nun gehen. Auf dem Rückweg dachte ich die ganze Zeit ängstlich darüber nach, ob wir nun wieder die Lianen hinabmüßten, aber als wir zurück beim Laden waren, erklärte Niggemeier mir, dass es einen anderen Weg hinunter gebe.
Ich müsse noch mal schnell in den Laden, sagte ich zu ihm, und im Laden zeigte mir die Hexe, wie man aus seinem Körper treten und in der Zeit reisen könne. Als nächstes sah ich mich in naher Zukunft mit meiner Lektorin zusammensitzen und wir blätterten im Manuskript von Niggemeier und mir. Erschrocken stellte ich fest, dass ich offenbar sämtliche Fotos aus Jess Jochimsens "DanebenLeben: Ein fotografischer Streifzug durchs städtische Hinterland" geklaut und für das Buch verwendet hatte, und keiner hatte bisher was gemerkt, weder Niggemeier noch Lektorin oder Verlag. In dem Moment bin ich völlig verwirrt und sehr durcheinander aufgewacht.

Niggemeier kenne ich nicht persönlich und Jochimsen bin ich nur einmal kurz begegnet. Aber die entscheidende Frage ist: wer war der Unbekannte? Obwohl er scheinbar nur eine Nebenrolle spielt, hatte ich im Traum das Gefühl, als ob er unheimlich wichtig war. Und der Aufstieg "in den Himmel" und das Pult, an dem "ER" steuert, deuten doch recht eindeutig darauf hin, dass der Unbekannte niemand anderes war als Gott. Aber hat Gott dichtes kurzes schwarzes Haar, enorme Koteletten und eine schwarze Hornbrille auf? Ich bin verwirrt.

Fotorätsel (2) - Auflösung

Das Fotorätsel ist gelöst, gewonnen hat Max aus Dresden, der ein Exemplar meines Buches zugeschickt bekommt. Die richtige Antwort lautet: zu sehen ist Zgorzelec, fotografiert wurde in Görlitz. Nach diesem Foto gab übrigens mein Fotoapparat seinen Geist auf, nach einer Stunde im Freien bei ca. -20 °C. Kann das sein, dass eine Kamera wirklich so wenig aushält? Zum Glück hat er sich dann in unserer Ferienwohnung wieder erholt.

Montag, 20. Februar 2012

Fotorätsel (2) - Fortsetzung

Möglicherweise war ja der Preis zu unattraktiv, aber irgendwie will ich doch meine Bücher loswerden. Jedenfalls hat niemand das Fotorätsel gelöst.
Darum hier zwei weitere Fotos, die jene Stadt zeigen, von der aus das Fotorätselfoto gemacht wurde.
Den Namen dieser Stadt will ich wissen und den Namen der Stadt, welche das Fotorätselfoto zeigt.








Donnerstag, 16. Februar 2012

Fotorätsel (2)
















Wer mir sagen kann, in welcher Stadt das Foto geknipst wurde und welche Stadt es zeigt, der bekommt ein Buch von mir geschenkt.

Montag, 13. Februar 2012

Erklärung der Berliner Lesebühnen

Berliner Lesebühnen fordern:

Schokoladen schließen!
Klappt die Bürgersteige hoch!
Der Letzte macht das Licht aus!

Seit 1989 sind in Berlin Dutzende von Lesebühnen entstanden: Ensembles von Autorinnen und Autoren, die in Kneipen und Clubs ihre neuen Geschichten vorlesen.

Berlin schmückt sich gern mit diesen Veranstaltungen, die jedes Jahr von Tausenden von Berlinern und Touristen besucht werden und die inzwischen etliche namhafte Kabarettisten und Schriftsteller hervorgebracht haben.

Leider interessiert sich die Berliner Politik nicht dafür, was für die Entstehung einer solchen lebendigen Szene notwendig ist: Cafés, in denen die Getränkepreise so niedrig sein können wie der Eintritt. Kneipen, in denen Künstlerinnen und Künstler einfach etwas ausprobieren können, ohne dass es Geld abwerfen muss. Clubs, deren Betreiber sich nicht ständig sorgen müssen, wie sie die grotesken Renditen für die Hausbesitzer erwirtschaften können.
Nun soll auch der Schokoladen schließen und von der Polizei geräumt werden.

Ohne Orte wie den Schokoladen wären die Berliner Lesebühnen nie entstanden!

Bis vor wenigen Jahren konnten wir uns leicht trösten, wenn wieder einer dieser Orte schließen musste. Es gab ja noch andere. Das war einmal. Heute gibt es praktisch keine Orte mehr, an denen noch etwas entstehen könnte.

Die östliche Innenstadt nähert sich einem Zustand der Stagnation.

Wir können an dieser Stelle nicht ausführlich auf den Prozess der Gentrifizierung eingehen, den wir ohne es zu wollen selbst mit angestoßen haben. Dazu haben sich andere bereits fundierter geäußert, als wir es könnten. Doch wir sehen mit Wut, wie das allgemeine und für alle Bevölkerungsschichten geltende “Recht auf Stadt” immer mehr zum Privileg der Gut- und Besser- und Bestverdiener zu werden droht.

Die Berliner Lesebühnen und ihre Freunde beteiligen sich an den Aktionen zur Rettung des Schokoladens. Und wir bitten alle, die uns kennen, uns dabei zu unterstützen.

-> Kommt zur Demo gegen die Räumung des Schokoladens:
Dienstag 21. Februar, 17.30 Uhr
Klub der Republik, Pappelallee 81
(U-Bhf. Eberswalder Str.)

-> Stellt euch der Räumung in den Weg:
Mittwoch 22. Februar, 8 Uhr
Schokoladen, Ackerstrasse 169
(U-Bhf. Rosenthaler Platz)

EINZELPERSONEN:
Ahne
Andreas Gläser
Andreas Jeromin
Andreas Scheffler
Anselm Neft
Clint Lukas
Dan Richter
Daniela Böhle
Elis
Falko Hennig
Felix Jentsch
Frank Sorge
Frédéric Valin
Hans Duschke
Heiko Werning

Helene ‘Atta’ Hecke
Horst Evers
Ingolf Penderak
Ivo Smolak aka Ivo Lotion
Jacinta Nandi
Jochen Schmidt
Jürgen Witte
Karsten Krampitz
Konrad Endler
Lea Streisand

Maik Martschinkowsky
Manfred Maurenbrecher

Marc-Uwe Kling
Micha Ebeling
Robert Naumann
Robert Rescue
Sarah Bosetti
Sarah Schmidt
Sebastian Krämer

Stephan Serin
Thilo Bock
Tilman Birr
Tobias “Tube” Herre
Udo Tiffert
Ursus Meier
Volker Surmann

LESEBÜHNEN:
Der Frühschoppen
Brauseboys
Reformbühne Heim & Welt
Liebe statt Drogen
Chaussee der Enthusiasten
Surfpoeten
Radio Hochsee
Kantinenlesen

Lesershow Wedding

Lesedüne

Lokalrunde-Die Show mit Weltniveau

Dienstag, 7. Februar 2012

Thüringer Klöße

















Am Freitag hatte ich Rindergulasch gekocht und wollte mir am Sonnabend eigentlich nur schnell ein paar Nudeln als Beilage kochen, aber ganz plötzlich überkam mich ein solcher Appetit auf Thüringer Klöße, dass ich mich an die Arbeit machte, zumal es Ewigkeiten her ist. Mehr als mehligkochende Kartoffeln braucht man ja eigentlich nicht.
1 kg Kartoffeln reiben, und zwar am besten auf der Seite der Vierkantreibe, die man sonst nie braucht. (Ich hab wirklich keine Ahnung, wozu die sonst gut sein sollte) Das ist zwar etwas beschwerlich und gefährlich, weil man da leicht abrutscht, aber dadurch werden die Kartoffeln wirklich ganz fein gerieben und verbinden sich nachher besser. Das ganze bitte schön schnell, damit sich die geriebene Kartoffelmasse nicht gar zu sehr verfärbt. Dann in einem Geschirrtuch über einer Schüssel gut ausdrücken, wirklich so, dass die Masse schön trocken ist. In eine Schüssel geben und luftdicht verschließen. (sonst Verfärbung)
500 g Kartoffeln schälen, in Würfel schneiden und in wenig Salzwasser gar kochen. Gut zerstampfen und dann die geriebenen Kartoffeln zugeben, am besten, während der Topf noch auf dem Herd steht, denn der Kartoffelbrei muss sehr heiß sein, damit sich geriebene und gekochte Kartoffeln verbinden können. Gewürfeltes Weißbrot in der Pfanne rösten, dann mit nassen Händen eine gute Handvoll Kloßmasse entnehmen, die Weißbrotwürfel drauflegen, zu einem Kloß formen und in nicht mehr siedendes Wasser geben. Wenn die Klöße an die Wasseroberfläche kommen, lass ich sie noch fünf Minuten drin, dann sind sie fertig.
Und das schöne war: am Sonntag konnte ich die Restklöße in Scheiben in Butterschmalz anbraten und zusammen mit dem Restgulasch genießen.

PS: Auf dem Bild sieht der Kloß so gelb aus, in Wirklichkeit war er aber grau-grün, so wie ein Thüringer Kloß aussehen muß!

PPS: Kennt eigentlich jemand eine Kneipe / ein Restaurant, dass noch selbstgemachte Thüringer Klöße anbietet und nicht die aus dem fertig gekauften Kloßteig, die zwar gar nicht so schlecht schmecken, aber mit Thüringer Klößen nichts zu tun haben?

Schlechte Nazi-Filme

Gestern auf ZDF-Kultur zwei Filme zum Thema Neonazis gesehen. Leider fand ich beide schlecht und so bleibt es dabei, dass ich bisher keinen wirklich guten Film zum Thema gesehen habe, wobei "Die Kriegerin" (läuft aktuell im Kino) noch der beste war, weil zumindest vor allem die Hauptdarstellerin überzeugen kann und er einen gewissen Sog entwickelt, dem man sich trotz der Abstriche in Sachen Handlung, Logik und Authentizität schwer entziehen kann.
Die beiden Filme gestern waren schon etwas älter. "Leroy" (2007) ist eine satirische Liebeskomödie. Oder soll es sein. Bemüht witziges Laienspiel mit Botschaft, so würde ich den Film umschreiben. Zwei absolut talentfreie Hauptdarsteller, die vom Regisseur auch noch zu grauenhaften Dialogen gezwungen wurden.
Der ganze Film wirkt so bemüht auf Leichtigkeit und Witz getrimmt, die satirischen Elemente so unstimmig und unglaubwürdig, dass es mir eigentlich leicht fallen sollte, ein vernichtendes Urteil abzugeben. Aber irgendwie ist der Film auf eine dämlich-naive Art auch nett. Als würde einem ein nettes, aber musikalisch völlig unbegabtes Kind ein völlig verhunztes Lied vorsingen und dabei aber so überzeugend übers ganze Gesicht strahlen, dass man es einfach nicht übers Herz bringt, sich die Ohren zuzuhalten und zu schreien: "Hör auf!", sondern stattdessen zum Schluß sogar noch irgendwas anerkennendes murmelt.

Das kann einem bei "Kombat 16" nicht passieren, denn der Film ist keine Satire, sondern ein Drama, und trotzdem von vorn bis hinten albern. Das fängt schon an bei der Kleidung, die die drei jugendlichen Neonazis aus Frankfurt/Oder tragen. Vielleicht ist so eine Klamottensache ja unwichtig, aber für mich war der Film zu dem Zeitpunkt schon verloren, als die drei zum erstenmal mit ihren knielangen grünen Jacken auftauchten. Ich hab einfach keinem von denen den Neonazi abgenommen, und ja, ich weiß, dass Neonazis nicht nur Bomberjacken tragen und eine Glatze haben.
Es wimmelt von Logikfehlern und unglaubwürdigen Szenen. Höhepunkt ist wohl, als der Hauptdarsteller nach einem Besuch in seiner alten Heimat Frankfurt/Main erfährt, dass seine farbige Freundin ihn mit einem anderen betrügt, und er daraufhin auf der Rückfahrt im Zug unter Einfluß von viel Alkohol einen Spiegel mit der bloßen Faust zerschlägt und mit den Scherben sich die Haare vom Kopf schneidet. Aber vielleicht bin ich auch zu alt und habe nicht mitbekommen, dass heutige Jugendliche sich so verhalten.
Permanente, unglaublich bescheuerte Traumsequenzen schaffen es, das Niveau noch zu senken.

Eigentlich bin ich gar nicht so kritisch und lasse mich auch gern von Popcornkino unterhalten, aber Filme mit Neonazis bringen mich regelmäßig auf die Palme. Vielleicht habe ich aber bisher auch die falschen gesehen und es gibt gute Filme zum Thema? Schreibt doch mal in die Kommentare, ob ihr einen kennt.

PS: Mir ist aufgefallen, dass ich seit Ewigkeiten keinen echten Nazi-Skinhead mit Glatze, Bomberjacke, hochgekrempelten Jeans und Springerstiefeln mehr gesehen habe. Gibt's die gar nicht mehr?